Personendaten


Kurzweil Isidor (Isi)

Nachname
Kurzweil
Vorname
Isidor (Isi)
Geburtsdatum
02.01.1918
Geburtsort
Würzburg
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Moses Kurzweil und Lina geb. Finke
Geschwister: Walter, Adolf, Theo
Ehefrau: Edith
Kinder: Moshe, Yael

Adresse

Maxstraße 10 (heute Promenadestraße 2)

Beruf/Ämter
Molkereiangestellter (1945)
Emigration/Deportation

April 1937 emigriert nach Palästina (aus Nitra, heute Slowakei)

Sterbeort/Sterbedatum
18.01.2002

Biografie


Isidor (meist nur Isi genannt) Kurzweil wurde am 2. Januar 1918  als zweites Kind von Moses Kurzweil und Lina geb. Finke in Würzburg geboren. Sein Vater, der aus Bratislawa (damals Ungarn, heute Slowakei) stammte, übte zu dieser Zeit in der fränkischen Gemeinde Mönchsroth das Amt des Kantors und Schochet aus. Isidor hatte außerdem noch drei Brüder: Walter (*1915), Adolf (*1920) und Theo (*1926)
Im März 1921 zog die damals fünfköpfige Familie nach Bad Kissingen, wo Isis Vater die Stelle des Kantors und Schächters übernommen hatte. Die Familie wohnte hier im Jüdischen Gemeindehaus in der Promenadestraße (damals Maxstraße 10). Die Kinder erhielten, wie sich Isi erinnerte, „eine gewisse militärische, wenn auch streng religiöse Erziehung“, was sich sicherlich aus dem beruflichen Werdegang des Vaters erklären lässt, der in der K.-u.-k.-Armee Offizier gewesen war. 
Im August 1924 verließ Familie Kurzweil die fränkische Kurstadt wieder, denn Isidors Vater trat in Treuchtlingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen eine Stelle als Kantor und Schächter an, die er bis 1938 ausübte.
Die Familie lebte dort in der Uhlengasse im Vorderhaus der Synagoge, das als „Judenschule“ bezeichnet wurde und traditionell die Wohnung des Kantors der Gemeinde war.
Nach dem Besuch der Volkschule in Treuchtlingen wechselte Isi an die Realschule in Weißenburg, und 1933 schickten ihn seine Eltern nach Bratislawa, die Geburtsstadt seines Vaters, wo er eineinhalb Jahre die Schule besuchte. So hat Isi anders als seine Eltern und Geschwister die NS-Ausgrenzungspolitik nicht unmittelbar miterlebt, denn in Deutschland hielt er sich nur noch kurz in den Ferien, ein- bis zweimal im Jahr auf. Im November 1934 verließ er die Slowakei wieder und bereitete sich, inzwischen 16-jährig, in Enschede (Niederlande) in einem Hachschara-Lager auf seine Auswanderung nach Palästina vor.

Melkerzertifikat

Kurz vor seiner Emigration besuchte Isi noch einmal seine Eltern und seinen jüngsten Bruder Theo in Treuchtlingen, es sollte die letzte Begegnung mit ihnen sein. Was den Zeitpunkt der Emigration betrifft, finden sich unterschiedliche Angaben: In seinem Lebenslauf gibt Isi das Frühjahr 1936 an, die Einwanderungsakten in Israel führen dagegen April 1937 an.
Isidor ließ sich dort zunächst in der Nähe von Tel Aviv im Kibbuz Noar Agudati bei Kfar Saba nieder. 1938 emigrierte dann auch sein älterer Bruder Walter, der zuletzt in der Tschechoslowakei eine Hachschara-Ausbildung geleitet hatte, nach Palästina. Und Anfang 1939, kam auch sein Bruder Adolf (der sich in Palästina Amram nannte) an, nachdem er aus der Haft im Konzentrationslager Buchenwald entlassen worden war. Von ihm erfuhr er Einzelheiten über die Gräueltaten der Nationalsozialisten, was ihn veranlasste, sich im Frühjahr 1940 als einer der ersten Freiwilligen in die britische Armee zu melden: "Hier entstand auch mein fester Entschluss, dass ich, wer auch immer die Waffen gegen diesen Gewaltmenschen ergreifen würde, dabei sein muss..., um mein Möglichstes im Kampf gegen diese Menschenmörder beizutragen". Isi Kurzweil hat seine Erlebnisse als Soldat der britischen Armee in einem höchst eindrucksvollen Zeitdokument festgehalten. (Memoirs of Isi Kurzweil, born in Treuchtlingen, Germany, regarding his experiences as a British Army soldier from Mandatory Palestine externer Link).

Was Isi Kurzweil in den nächsten Jahren erleben sollte und wie er die NS-Zeit überlebte, soll hier nur kurz skizziert werden. Wer seine abenteuerliche Überlebensgeschichte näher erfahren möchte, kann unser Transkript seiner handschriftlichen Aufzeichnungen (nachstehend als PDF-Dokument angefügt) downloaden und lesen.

Lebenslauf Isi Kurzweil Lebenslauf Isi Kurzweil, 96 KB

Isi Kurzweil kämpfte im Frühjahr 1941 als britischer Soldat gegen die Invasion deutscher Truppen in Griechenland und geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft. Als die Kriegsgefangenen von der Wehrmacht nach Deutschland verbracht wurden, fürchtete er wegen seiner jüdischen Herkunft das Schlimmste und überlegte sogar, sich das Leben zu nehmen. Der Status eines britischen Kriegsgefangenen garantierte ihm jedoch ein Mindestmaß an Sicherheit und schützte ihn vor einer möglichen Deportation. In den nächsten Jahren wurde er von der Wehrmacht in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern (Lamsdorf/Oberschlesien, Jakobswalde, Beuthen, in Jaworzno/Polen in der Nähe von Krakau) inhaftiert und zu Arbeitseinsätzen für die Reichsbahn und in Kohlegruben herangezogen. Bei der Arbeit in den Jaworznoer Kohlegruppen freundete er sich mit einem polnischen Studenten an, der zur polnischen Untergrundbewegung gehörte. Gut vorbereitet und mit Ausweispapieren versehen gelang beiden die Flucht. Ihr Ziel war es, sich nach Osten durchzuschlagen und mit der russischen Seite, die offensichtlich über den Plan informiert war, Kontakt aufzunehmen. In einer waghalsigen Aktion durchquerten beide schließlich den Geschützhagel der Frontlinie und erreichten unversehrt einen Vorposten der Roten Armee. Als Soldat mit britischer Uniform in der Roten Armee, der von russischer Seite sehr zuvorkommend behandelt wurde, nahm Isi Kurzweil dann am Vormarsch russischer Truppen in Polen teil. Schließlich bemühte er sich beim englischen Konsul erfolgreich um die Rückkehr nach Palästina. Kurz vor Kriegsende brachte ihn ein amerikanisches Schiff von Odessa nach Port Said in Ägypten, so dass er kurze Zeit später nach fast fünfjähriger Odysee nach Palästina zurückkehren konnte. Von seinen Brüdern erfuhr er, dass ihre Eltern in Theresienstadt umgekommen waren. Das Schicksal ihres jüngsten Bruders Theo, der in Auschwitz ermordet wurde, war ihnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Isi (Ischak) Kurzweil wurde 1946 aus der britischen Armee entlassen, über seinen weiteren Lebensweg ist bisher wenig bekannt. Er war verheiratet mit Edith und lebte mit ihr und ihren beiden Kindern Moshe und Yael In Jerusalem. 1984 war Isi Kurzweil zusammen mit seinem jüngeren Bruder Amram (Adolf) nochmals zu Besuch in Treuchtlingen, wo er als Kind aufgewachsen war. Isidor starb im Januar 2002, seine Frau zwei Jahre später.


Quellenangaben


Bildnachweise




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