Personendaten


Rosengold Hans

Nachname
Rosengold
Geburtsname
Niedermaier
Vorname
Hans
Geburtsdatum
30.10.1923
Geburtsort
Regensburg
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Adolf Niedermaier und Therese Rosengold (zuvor Niedermaier) geb. Mann
Ehefrau: Rasel geb. Shalom-Baris
Kinder: Cornelia verh. Ronnel

Adresse

Menzelstraße 8/9

Beruf/Ämter
Gourmetkoch/Hotelier - Textilunternehmer (Leitung der Bekleidungsfirma Carlson) - Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Regensburg
Emigration/Deportation

Oktober 1939 emigriert nach Argentinien

Sterbeort/Sterbedatum
Regensburg - 16.04.2011

Biografie


Für Hans Rosengold, den langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Regensburg, stellte Bad Kissingen nur eine kurze, wenn auch für seinen beruflichen Werdegang nicht unwichtige Episode dar. Er kam am 30. Oktober 1923 als Sohn des Bankiers Adolf Niedermaier (Schreibweise teilweise auch Niedermeier) und dessen Ehefrau Therese geb. Mann in Regensburg zur Welt.

Hans-Rosengold--Kinderfoto
Kinderfoto Hans Rosengold
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Hans Rosengolds Mutter Therese (Resi)

                                     

Die Ehe war offensichtlich nicht von Dauer und Therese heiratete in 2. Ehe Max Rosengold, der als Geschäftsführer und Nachfolger der Gebrüder Manes in der Goliathstraße in Regenburg ein renommiertes Textilgeschäft betrieb. Hans nahm daraufhin den Namen Rosengold seines Stiefvaters an.

Hans Rosengold verlebte zunächst eine unbeschwerte Kindheit und war wie seine Väter ausgesprochen sportbegeistert. Er erinnert sich: „Meine beiden Väter Adolf Niedermeier und Max Rosengold interessierten sich sehr für alles Sportliche, vom Schwimmen übers Skifahren bis zum Rudern“. Vor allem waren sie begeisterte Fans des damals sehr erfolgreichen Fußballvereins Jahn Regensburg, wie auch der junge Hans, der von 1929 bis 1934 eigentlich bei jedem Heimspiel der Jahn-Mannschaft im Stadion war (vgl. Wolfgang Otto, Träume, Tränen, Triumphe - 100 Jahre Jahn-Fußball, S. 36 - 38).

Nach der Volksschule und dem Übertritt zur Oberrealschule zog die Familie nach München, wo Hans 1937 nach der vierten Klasse die Schule wegen seiner jüdischen Herkunft verlassen musste. Damit war ihm die Möglichkeit zu einem höheren Schulabschluss in Deutschland verwehrt und seine Mutter schickte den damals 14jährigen Jungen nach Bad Kissingen, um ihm in einem renommierten Hotel die Ausbildung zum Koch zu ermöglichen.

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Sanatorium Apolant, Menzelstraße 8

Hans Rosengold zog im April 1938 in die fränkische Kurstadt und erlernte im Hotel und Sanatorium Apolant in der Menzelstraße die Kochkunst. Das Sanatorium Apolant war damals eines der modernsten und luxuriösesten Sanatorien für innere Erkrankungen und Diätkuren. Die Ausbildung als Kochlehrling an einer solchen Adresse war sicher ein guter Start für Hans Rosengolds nachfolgende Karriere zum Gourmetkoch. Allerdings wurde dem Sanatorium Apolant nach dem Ende der Kursaison die Konzession verweigert, so dass Hans Rosengold seine Lehre hier 1939 nicht fortsetzen konnte. Ende September 1938 zog er zurück nach München und setzte seine Kochlehre anschließend im Berliner Grunewald fort.

Im Oktober 1939 floh Hans Rosengold mit seiner Mutter vor dem Naziregime. In Triest gingen sie an Bord der italienischen „Ocetania“ und erreichten wenige Wochen später Buenos Aires, das für längere Zeit zum Zufluchtsort wurde.

Therese Rosengolds Mann Max wollte Deutschland nicht verlassen. Er lebte wohl während der Kriegsjahre in Berlin-Wilmersdorf und wurde 1942 im Polizeigefängnis Berlin-Alexanderplatz inhaftiert, wo er am 10. Juni 1942 ermordet wurde. Auch Hans Rosengolds leiblicher Vater Adolf Niedermaier wurde Opfer der Shoa. Bereits nach dem Novemberpogrom 1938 wurde er für einige Wochen im KZ Dachau gefangen gehalten. Im April 1942 wurde er von München ins Ghetto Piaski deportiert und dort ermordet.

Hans Rosengold und seine Mutter lebten bis 1955 in Buenos Aires, wo der junge Emigrant zum erfolgreichen Gourmetkoch und Hotelier wurde, „was [ihm] die zweifelhafte Ehre einbrachte, an einem Treffen mit Evita Perónexterner Link, der zwielichtigen Ehefrau des autoritären argentinischen Präsidenten Juan Perón, teilnehmen zu dürfen“ (vgl. Mittelbayerische, Hans Rosengold ist tot, 17.04.2011)

Die Diktatur Juan Peróns, vor allem aber wohl das Drängen seiner Mutter, die in Argentinien großes Heimweh nach ihrer bayrischen Heimat hatte, bewogen Hans Rosengold schließlich dazu, nach Deutschland zurückzukehren. Seit 1949 pendelte er zwischen Buenos Aires und Regensburg, bis beide endgültig in die Donaustadt zurückkehrten, wo Hans Rosengold das Textilgeschäft seines Stiefvaters übernahm und die Bekleidungsfirma Carlson etablierte.

Auch in der jüdischen Gemeinde Regensburg hat sich Hans Rosengold aktiv eingebracht und wurde 1963 für viele Jahre zu ihrem Vorsitzenden. Er galt als moralische Instanz und prägte als Vermittler und Versöhner den Dialog zwischen Juden und Christen in seiner Heimatstadt.

Begegnung Rosengold mit Papst Benedikt, Oktober 2006 01510-06
Begegnung Hans Rosengold mit Papst Benedikt XVI. in der Ulrichskirche in Regensburg, Oktober 2006 ©altrofoto
Ein Höhepunkt dieses Engagements war sicher seine Gastgeberrolle beim Papstbesuch 2006, als Papst Benedikt XVI. seinen Bruder Georg Ratzinger in Regensburg besuchte, der direkt gegenüber dem jüdischen Gemeindehaus wohnte. Dort organisierte der damals 83jährige Rosengold die Verköstigung des 15-köpfigen Begleittrosses des Papstes zum Mittagessen und freute sich sehr über die Unterhaltung mit dem Privatsekretär des Papstes.
Hans Rosengold

Hans Rosengold und der Holocaust-Überlebende Otto Schwerdt waren die Brückenbauer im christlich-jüdischen Dialog der Nachkriegszeit, die sich auch unermüdlich darum bemühten, eine Erinnerungskultur in ihrer Stadt zu etablieren, auch wenn sich die Stadt Regensburg lange Zeit schwer damit tat.

Hans Rosengold starb im April 2011, im Alter von 87 Jahren. Seine Witwe und Tochter leben heute in Israel.


Quellenangaben


Bildnachweise


Familienfotos (Therese Rosengold - Hans Rosengold (Kinder- und Jugendfotos) © Cornelia Ronnel
Farbfoto © Bildsammlung der Stadtbildstelle Regensburg, Fundort: Homepage Jüdische Gemeinde Regensburgexterner Link
Sanatorium Apolant © Alemannia Judaica Bad Kissingen
Papstbegegnung in der Ulrichskirche ©altrofotoexterner Link



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