Bertha Blumenthal geb. Mannes arbeitete als Angestellte im Israelitischen Kurhospiz und hielt sich nur kurze Zeit in Bad Kissingen auf. Sie kam im Januar 1908 als Tochter von Dr. Salomon Mannes und dessen Ehefrau Klara geb. Jacobi im mittelfränkischen Schwabach zur Welt und wuchs zusammen mit sechs Geschwistern in einer kinderreichen Familie auf. Berthas Eltern stammten aus der früheren preußischen Provinz Posen (seit 1919 polnisch). Sie hatten sich am Lehrer- und Rabbinerseminar in Berlin kennengelernt, an dem Klara studierte und ihr späterer Ehemann lehrte. Nach der Jahrhundertwende zogen sie nach Schwabach. Berthas Vater war von 1903 bis zur Auflösung des Rabbinats im Jahr 1932 Distriktsrabbiner von Schwabach/Fürth und damit für neun Kultusgemeinden in der Umgebung verantwortlich und zudem viele Jahre Landesrabbiner. Zugleich leitete er die dortige Talmud-Tora-Schule.

Im Mai 1928 kam die zwanzigjährige Bertha Mannes nach Bad Kissingen und arbeitete für eine Kursaison als Volontärin im Israelitischen Kurhospiz am Altenberg, wo auch ihre ältere Schwester Recha ein Jahr zuvor angestellt war. Die Ausbildung an dieser jüdischen Kureinrichtung entsprach sicher ganz den Vorstellungen ihres religiös geprägten Elternhauses und sicherlich kannte Dr. Mannes auch den Bad Kissinger Distriktsrabbiner Seckel Bamberger, auf dessen Betreiben im Sommer 1927  das Kurhospiz am Altenberg eröffnet worden war. Bereits im Oktober 1928 zog Bertha wieder nach Schwabach zurück.

Zu Beginn der 1930er Jahre lebte sie wohl in Frankfurt/Main (ihr letzter deutscher Pass wurde dort 1933 ausgestellt), im Dezember 1935 heiratete sie dort den in Karlstadt/Main geborenen Lazarus (Ludwig) Blumenthal. Der Entschluss, Deutschland zu verlassen, stand zu diesem Zeitpunkt sicher fest, denn im Januar 1936 emigrierte das junge Paar nach Palästina und im Oktober desselben Jahres wurde in Jerusalem ihre Tochter Hinde Ayalah geboren, es folgten zwei weitere Töchter, Adina und Nurit.  Im Jahr 1940 erhielt die Familie, die weiter in Jerusalem lebte, ihre Einbürgerungsurkunde für Palästina.

Berthas Ehemann Lazarus (Ludwig) war als Bäcker tätig, er starb bereits im Juli 1954 im Alter von 44 Jahren, Bertha Blumenthal arbeitete in Jerusalem als Köchin an einer Schule. ihre Tochter Ayalah wurde Krankenschwseter, Adina Sekretärin in einem Reisebüro und Nurit Englischlehrerin. Bertha Blumenthal wurde 73 Jahre alt, sie starb im April 1981 in Jerusalem mit 73 Jahren. 

Berthas Eltern überlebten die NS-Zeit, sie waren 1935, als der Antisemitismus in der mittelfränkischen NS-Hochburg unerträglich geworden war, von Schwabach nach Frankfurt gezogen und flohen am 9. November 1938, dem Tag des Novemberpogroms, nach England. Dr. Salomon Mannes unterrichte später an der wohl bekanntesten europäischen jüdischen Hochschule (Jeschiwa) in Gateshead. Er starb 1960 im Alter von 88 Jahren in London, seine Frau überlebte ihn um zehn Jahre. Auch alle Geschwister Berthas konnten rechtzeitig vor der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten fliehen. Ihre älteren Geschwister Julius und Recha emigrierten wie sie nach Palästina, Abraham (Hillel) und Israel gingen in die Vereinigten Staaten und die jüngsten Geschwister Moses und Ruth flohen nach England.

Aus dem Fotoalbum: