Personendaten
Hammerschlag Alice (Elise, Liesel)
Eltern: Leopold Hammerschlag und Gertrud geb. Ranis
Geschwister: Daniel/Theodor, Gustav
Am Altenberg 2 (Israelitisches Kurhospiz)
September 1942: von Kassel deportiert nach Theresienstadt
Oktober 1944 deportiert nach Auschwitz
Biografie
Alice Hammerschlag (meist Liesel genannt) lebte nur kurze Zeit in Bad Kissingen und arbeitete hier als Dienstmädchen im Israelitischen Kurhospiz am Altenberg. Sie stammte aus einer weit verzweigten angesehenen jüdischen Familie in Harmuthsachsen im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis und wurde dort im Februar 1911 geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Leopold Hammerschlag und Gertrud geb. Ranis. Sie wuchs mit zwei Brüdern Daniel/Theodor (*1909) und Gustav (*1913) in der kleinen Gemeinde im Osthessischen Bergland auf. Ihr Vater Leopold war in der jüdischen Gemeinde aktiv und übte 1932 den Vorsitz in der Gemeinde aus.
Alice war 18 Jahre alt, als sie im Juli 1929 für eine Kursaison nach Bad Kissingen zog und als Dienstmädchen im Israelitischen Kurhospiz tätig war (In der Personalliste des Kurhospizes ist als Vorname "Elise" eingetragen). Bereits im Oktober 1929 kehrte sie wieder in ihre Heimatgemeinde zurück.
Zwei Jahre später im Mai 1931 traf sie ein schwerer Schicksalsschlag, bei einem Eisenbahnunfall verlor sie beide Beine. Im November 1933 starb ihr Vater Leopold und 1936 zog Alice mit ihrer Mutter Gertrud und ihrer Großmutter Henriette (Jettchen) geb. Levi nach Kassel. Die drei Frauen wurden im September 1942 von Kassel nach Theresienstadt deportiert. Die inzwischen 86jährige Großmutter starb dort nach wenigen Wochen an den Strapazen im Lager. Alice und ihre Mutter Gertrud wurden im Oktober 1944 weiter ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Eine Übersicht der Shoaopfer von Harmuthsachsen zeigt, wie entsetzlich viele Familienmitglieder dem NS-Terror zum Opfer fielen.
Alices älterer Bruder Theodor gelang dagegen noch die Flucht aus Deutschland. Über Kuba konnte er im Juni 1940 in Key West/Florida in die USA einreisen. Bislang noch nicht sicher geklärt ist das Schicksal ihres jüngeren Bruders Gustav. Er wird in der Datenbank "Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945" aufgeführt und sein Name taucht nicht in den bekannten Gedenkbüchern der Shoa auf. Vermutlich emigrierte er bereits im Juli 1933 von Hamburg über den englischen Hafen Southampton nach Südafrika, wo er im Januar 1952 in Johannesburg im Alter von 38 Jahren starb (Entsprechende Dokumente, auch eine Sterbeanzeige finden sich auf der Datenbank Ancestry. Ob es sich hierbei um Alice Bruder handelt, lässt sich allerdings nicht mit letzter Sicherheit sagen).
Quellenangaben
Personalliste Israelitisches Kurhospiz, Stadtarchiv Bad Kissingen
Yad Vashem Zentrale Datenbank Vashem, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, Alice Hammerschlag
Alemannia Judaica Harmuthsachsen
Werra-Rundschau, Drei weitere Stolpersteine in Harmuthsachsen verlegt - Gegen das Vergessen
Werra-Rundschau, Mit zehn Stolpersteinen wird in Harmuthsachsen an die Mitglieder dreier jüdischer Familien erinnert
Wikipedia, Liste der Stolpersteine in Waldkappel
Rolf Hocke, Jüdisches Leben in Harmuthsachsen, S 45 ff in: Eschweger Geschichtsblätter 31/2020
The Ranis Family from Gross-Zimmern and Darmstadt
Datenbank Myheritage, Theodor Hammerschlag
Datenbank Myheritage, Gustav Hammerschlag
Datenbank Genicom, Leopold Hammerschlag
Datenbank Ancestry, Gustav Hammerschlag in der Sammlung Hamburger Passagierlisten, 1850-1934
Datenbank Ancestry, Mr Gustav Hammerschlag in der Sammlung Großbritannien und Irland, Listen abreisender Passagiere, 1890-1960
Datenbank Ancestry, Gustav Hammerschlag in der Sammlung JewishGen-Online-Register weltweiter Bestattungen (JOWBR)
Datenbank Familysearch, Johannesburg Totenscheine, Gustav Hammerschlag
Bildnachweise
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