Ruth Kornfeld geb. Lamm wohnte nur kurze Zeit in Bad Kissingen und arbeitete als Kindergärtnerin in der Israelitischen Kinderheilstätte.

Sie kam im September 1912 als erstes Kind von Julius Lamm und dessen Frau Friederika geb. Levy in Pirmasens zur Welt und hatte noch zwei weitere Geschwister, Hans, der 1913 in Hagenbach in der Südpfalz geboren wurde, und den zehn Jahre jüngeren Bruder Manfred Morton (1922 - 1944). Ruths Vater, der aus dem unterfränkischen Unsleben stammte, war jüdischer Volksschullehrer. Nach seiner Ausbildung an der israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg trat er 1909 in den Schuldienst ein. Er unterrichtete zunächst in Rockenhausen/Donnersbergkreis, einer Kleinstadt in der Nordpfalz, dann an der Israelitischen Volksschule in Hagenbach und ab 1930 war er Lehrer an der Nagelschmiedsbergschule, der jüdischen Volksschule in Pirmasens.

Im März 1912 heiratete Julius seine in Pirmasens geborene Frau, und die Familie lebte zwischen 1912 und mindestens 1922 in Hagenbach. Vermutlich hat Julius Lamm dort die jüdische Schule geleitet und die Tochter Ruth ist dort aufgewachsen.

Über Ruths Kindheit und Jugend ist nur wenig bekannt, wahrscheinlich hat sie eine höhere Schule besucht (vgl. US-Volkszählung 1940/Angabe zum Ausbildungsgrad: „High School, 4th year"). Am 1. Juni 1934 trat sie - damals noch ledig - in der Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen eine Stalle als Kindergärtnerin an und wohnte während der Kursaison in der Salinenstraße. Bereits Mitte Oktober 1934 meldete sie sich wieder nach Pirmasens ab.

Vielleicht kannte sie zu diesem Zeitpunkt schon ihren zukünftigen Ehemann Siegfried Kornfeld, der wie ihr Vater von Beruf Lehrer war. Beide heirateten im September 1935 in Pirmasens. Das junge Paar wohnte in Kaiserslautern, wo im Januar 1937 ihr Sohn Ralph (1937 - 2008) geboren wurde.

Familie Kornfeld konnte noch rechtzeitig Deutschland verlassen, im September 1938 erreichten sie mit der „St. Louis" den Hafen von New York und wohnten zunächst in Boston in Massachusetts, dann in Manchester im Bundesstaat New Hampshire und 1945 in New York. 1948 (vielleicht auch schon 1947) war ihr zweites Kind Susan geboren worden. Siegfried Kornfeld wurde 1940 in die US-Armee einberufen. Über das weitere Leben der Familie Kornfeld ist bisher wenig bekannt. Ruths Mann starb im Oktober 1989 in New York und Ruth überlebte ihn um viele Jahre. Sie starb im April 2005 im Alter von 92 Jahren in Queens County, New York.

Auch Ruths beiden Brüdern gelang die Flucht in die Vereinigten Staaten. Hans Lamm (1913 - 1996) erreichte im November 1937 den New Yorker Hafen und Manfred Morton traf im März 1939 in den USA ein. Manfred starb bereits im Juli 1944 mit 22 Jahren, kurz nachdem er eingebürgert und in die US-Armee einberufen worden war.

Ruths Eltern konnten nicht mehr aus Deutschland fliehen. Ihre Mutter Friederika starb im Mai 1941 in Koblenz und ihr Vater Julius wurde Opfer der NS-Gewaltherrschaft. Nach der Pogromnacht im November 1938 sollte er mit 54 jüdischen Bürgern nach Frankreich abgeschoben werden. Dieser Plan wurde allerdings nicht realisiert und Julius Lamm wurde am 12.11.1938 zur sogenannten "Schutzhaft" in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Dort wurde er drei Wochen festgehalten. Im März 1942 wurde Julius Lamm von Koblenz aus in das polnische Transitghetto Izbica im Norden Polens deportiert und gilt als verschollen. Nach Angaben seiner Enkelin (Gedenkblatt auf Yad Vashem) wurde er im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Nähere Angaben zu Julius Lamm findet man in einem Artikel von Gerdi Fußhöller auf der Website der Stadt Pirmasens unter„Leben in PS/Kultur/Gedenkprojekt/Dezentrale Gedenkorte/Burgstraße 10/Julius Lamm" sowie den angefügten Dokumenten des Stadtarchivs Pirmasens.

Aus dem Fotoalbum: