Personendaten


Berditschewsky Rolf

Nachname
Berditschewsky
Vorname
Rolf
Geburtsdatum
23.06.1925
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Michael Berditschewsky und Anna geb. Scher
Geschwister: Marthe verh. Weiss
Ehefrau: Jeanette geb. Weintraub
Kinder: Patrick und Nadine

Adresse

Salinenstraße 40

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

emigriert 1933 nach Straßburg
im Juni 1945 nach Palästina

Sterbeort/Sterbedatum
Straßbourg - 09.07.2003

Biografie


Rolf Berditschewsky kam am 23. Juni 1925 als zweites Kind von Michael Berditschewsky und dessen Ehefrau Anna (Chana Eichle) in Bad Kissingen zur Welt. Sein Vater stammte aus Mariupol in der Ukraine und seine Mutter war in Swienciany bei Wilna (das damals zum Zarenreich gehörte) geboren. Die Mutter Anna war mit ihren Eltern und Geschwistern nach Deutschland ausgewandert und lebte teilweise in Würzburg und in Bad Kissingen. Sie heiratete den Goldschmied und Uhrmacher Michael Berditschewsky, der aus der Ukraine stammte, und lebte mit ihm zunächst in Fürth, wo 1919 Rolfs ältere Schwester Marthe zur Welt kam. Rolf erblickte dann in Bad Kissingen das Licht der Welt, wo Familie Berditschewsky in den Sommermonaten 1925 und 1927 bei den Eltern seiner Mutter in der Salinenstraße lebte.

Ende Juni 1933 zogen die Berditschewskys von Fürth nach Straßburg, wo sie in den folgenden Jahren lebten und als „russische Flüchtlinge“ registriert waren. Rolfs Vater betrieb dort ein Radiogeschäft. Als nach Kriegsbeginn ein deutscher Angriff auf Frankreich immer wahrscheinlicher wurde, ließ die französische Regierung im September 1939 das Elsass evakuieren. Rolf Berditschewskys zog mit seinen Eltern nach Perigeux. Als auch im unbesetzten Teil Frankreichs die Lage für jüdische Emigranten immer gefährlicher wurde, versteckte sich der 14-jährige unter dem Namen Jean Schneider bei einem Bauern in der Dordogne und überlebte so die NS-Zeit. Im Juni 1945 verließ der 20-jährige junge Mann Marseilles mit dem Schiff "SS Ascanius" und emigrierte nach Palästina. Er lebte dort in einem Kibuzz, doch bereits nach sechs Monaten wollte er wieder zurück nach Frankreich. Da er jedoch nicht die französische Staatsangehörigkeit besaß, konnte er dies nur auf ungewöhnlichem Weg verwirklichen. Er trat in die französische Fremdenlegion ein, kämpfte drei Jahre lang als Soldat im Indochinakrieg und konnte dann 1951 nach Straßburg zurückkehren. 1951 heiratete er Jeanette Weintraub, mit der er zwei Kinder - Patrick und Nadine - hatte.   

Rolfs Eltern überlebten die NS-Zeit im Departement Dordogne und kehrten anschließend ins Elsass zurück. Rolfs Vater Michael starb im Dezember 1957 in Straßburg, seine Mutter Anna verstarb im August 1968.  Auch Rolfs ältere Schwester Marthe überlebte die NS-Zeit, sie starb 2001 in Frankreich. Rolf Berditschewsky starb in Straßbourg im Juli 2003 im Alter von 78 Jahren. In seine Geburtsstadt Bad Kissingen ist er nie wieder zurückgekehrt.

Rolf-Berditchewsky-le-jour-de-la-rentrée-des-classes-en-Allemagne
Rolf Berditschewsky bei seiner Einschulung in Fürth
Mariage-de-Rolf-Berditchewsky-avec-Jeannette-Weintraub-1951
Hochzeit Rolf Berditschewsky mit Jeanette Weintraub, 1951

Rolf-Berditchewsky-Toulouse-4-4-1945
Rolf Berditschewsky (rechts) wenige Monate vor seiner Auswanderung nach Palästina (April 1945)
Rolf-Berditchewsky-(5)
Rolf Berditschewsky in den 1950er-Jahren

Mariage-de-Patrick-1990
v.l.n.r. Jeanette und Rolf Berditschewsky, ihr Sohn Patrick mit seiner Ehefrau Nicole (Hochzeit 1990)


Quellenangaben


Meldeunterlagen der Stadt Straßburg
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Auskunft Bad Arolsen vom 03.03.2020, ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Listen betr. Juden, die am 07.06.1945 von Marseille nach Palästina gingen 3.1.1.3 / 78779698
Peter Frank, Die Marienstraße in Fürth und ihre früheren jüdischen Bewohner, S.5externer Link
Informationen Nadine Berditschewsky, Mail an Hans-Jürgen Beck vom 14.05.2020
Datenbank Myheritage, Rolf BERDITCHEWSKY In France Death Index, 1970-2020externer Link
Persönliche Mitteilung Patrick Berditschewsky, E-Mail an Hans-Jürgen Beck vom Juli 2020 und vom 6.10.2020

Bildnachweise


© Nadine Berditschewsky (durch Kontakt von H.-J. Beck)



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