Personendaten


Zarnowi(e)tzki Berta

Nachname
Zarnowi(e)tzki
Geburtsname
Wexberg
Vorname
Berta, Beilah
Geburtsdatum
09.01.1873
Geburtsort
Wadowice bei Krakau
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Jehoshua und Leah Wexberg
Ehemann: Hermann Zarnowitzki
Kinder: Josephine verh. Weiss, Jetti verh. Felsberg und Anna verh. Wander, Philipp, Rosa, Lenchen

Adresse

Weingasse 9

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

Oktober 1938 Abschiebung nach Polen
August 1943 deportiert nach Auschwitz

Sterbeort/Sterbedatum
Auschwitz - Todesdatum unbekannt

Biografie


Berta Zarnowitzki geb. Wexberg (unterschiedliche Schreibweise in den Quellen: z.T. Zarnowiecki, oder auch Zarnowietzky) und ihr Ehemann Hermann gehörten zu den ostjüdischen Einwanderern, die den ärmlichen und bedrückenden Verhältnissen ihrer Heimat entfliehen wollten und für sich und ihre Kinder ein besseres Leben im Westen suchten. Dort lebten sie jeweils oft nur kurzfristig an einem Wohnort, zogen weiter und suchten bessere Lebensverhältnisse, um ihre Familie zu ernähren. Deshalb ist es auch schwierig, ihren Lebensweg vollständig nachzuzeichnen.

Berta Zarnowitzki kam am 9. Januar 1873 als Tochter von Philipp Wexberg und dessen Frau Leni geb. Wulcain in Wladowice (Wladowitz) zur Welt. Sie heiratete Hermann Zarnowitzki, der aus dem nicht weit entfernten Oswiecim (Auschwitz) stammte. Ihre älteste Tochter Josefine kam 1898 in Wien zur Welt und Sohn Philipp erblickte 1900 im Geburtsort seines Vaters in Oswiecim (Auschwitz) das Licht der Welt.

Dann scheint die Familie ihre Heimat verlassen zu haben. Als erste greifbare Station findet man in den Quellen Würzburg, denn laut Wohnungsanzeige des Stadtarchivs Bad Kissingen zog die Familie im Dezember 1902 aus der Textorstraße in Würzburg nach Bad Kissingen in die Weingasse. Am 10. April 1903 erblickte dann Jetty (Jeanette), die zweite Tochter der Zarnowitzkis, in Bad Kissingen das Licht der Welt. Bereits im Februar 1904 verließ die Familie wieder die fränkische Kurstadt und zog nach Nürnberg. Die weiteren Wohnorte der Familie lassen sich oft nur anhand der Geburtsakten der nachfolgenden Kinder erschließen.

Allzu lang kann der Aufenthalt in Nürnberg nicht gewesen sein, denn Tochter Anna kam im Juni 1905 bereits in Ludwigshafen zur Welt. Rosa, die nachfolgende Tochter wurde 1909 in Fürth geboren und Lenchen, das jüngste Kind, erblickte wieder in Ludwigshafen das Licht der Welt. Vielleicht hing das unstete Leben der Familie auch mit dem Beruf Hermann Zarnowitzkis zusammen, der inzwischen als „Reisender“ in den Meldeakten geführt wird. Er muss auch für eine gewisse Zeit in Rohrbach (unklar, um welches Rohrbach es sich dabei handelt!) gelebt haben, denn von dort ist er im Januar 1919 nach Gailingen gezogen (Informationen Joachim Klose, Jüdisches Museum Gailingen, Mail vom 26.08.2018).

Die kleine Stadt am Hochrhein mit einer langen jüdischen Tradition wurde für die nächsten zwei Jahrzehnte zum Lebensmittelpunkt der Familie. Bereits im März 1919 kam auch Berta mit der jüngsten Tochter Lenchen nach Gailingen. Die Familie wohnte in einem Doppeltürhaus in der Bergstraße 15 direkt gegenüber der katholischen Kirche. Sohn Philipp wohnte seit August 1919 in Gailingen und arbeitete bis zu seiner Emigration nach Palästina im Jahr 1933 als Gärtner (vermutlich im Jüdischen Altersheim „Friedrichsheim“). In späteren 1920er-Jahren zogen noch weitere Kinder und Enkel in die Stadt am Hochrhein. Die Tochter Rosa - von Beruf Näherin - lebte seit 1927 mit ihrer Tochter Edith Rachel hier bis 1939. Beiden gelang noch im gleichen Jahr die Flucht nach London wie auch Lenchen, der jüngsten Tochter Berta Zarnowitzkis.(Ebd.)

Kurt Erich Zarnowitzki (später nach seinem Adoptivvater Kurt Felsberg genannt), der Sohn der in Bad Kissingen geborenen Jetty (Jeanette) Zarnowitzki, wohnte seit 1929 bei seinen Großeltern in Gailingen. Von seiner Großmutter Berta ist ihm in Erinnerung geblieben, „dass sie eine saubere, gestärkte weiße Schürze mit vielen Taschen trug und in ihren Taschen Fotos von ihren sechs Kindern aufbewahrt und geweint hat, wenn sie sie betrachtete.“ Der inzwischen zehnjährige Enkel Herrmann Zarnowitzkis gelangte im April 1939 mit einem Kindertransport nach Belgien, wo er seine Eltern traf. Er lebte mit seinen Eltern drei Jahre von 1941 bis 1944 im Untergrund und überlebte - unterstützt von den „Weißen Brigaden“, einer Gruppierung der belgischen Resistance - in einem Versteck in den Ardennen. Seine Eltern wurden dagegen aufgespürt, deportiert und ermordet (vgl. Homepage „Survivor Story, Erich Kurt Felsberg“)

Zwei weitere Töchter von Berta und Hermann Zarnowitzki wurden Opfer der Shoa: Josefine wurde mit zwei ihrer Kinder 1941 deportiert und auch Anna, die Gedaila Wander geheiratet hatte und nach Belgien emigriert war, wurde deportiert und in Auschwitz 1942 ermordet.

Auch Berta und ihr Ehemann konnten dem NS-Terror nicht entrinnen. Die besondere Tragik ihrer Lebensgeschichte liegt darin, „dass sie aufgrund der sogenannten „Polenaktion“ wieder am Ausgangspunkt ihres Lebens landeten, ihren Geburtsorten und dort in einer der größten Stätten der Vernichtung menschlichen Lebens ermordet worden sind“ (Joachim Klose, Verein für jüdische Geschichte Gailingen, Mail vom 26.08.2018). Das Ehepaar Zarnowietzki musste Ende Oktober 1938 im Rahmen der von Heinrich Himmler angeordneten Massenausweisung von mindestens 17.000 im Deutschen Reich lebenden, aus Polen eingewanderten Juden Gailingen verlassen und wurde über die polnische Grenze abgeschoben. Ein genauer Ort ist nicht vermerkt. Vermutlich sind sie in Hermanns Geburtsort Oswiecim zurückgekehrt (Ebd.). Beide kamen im August 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz, wo sie den Tod fanden.

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​ Bertha Zarnowietzky mit Ehemann Hermann und einer ihrer Töchter​
           


Quellenangaben


Yad Vashem Zentrale Datenbank…externer Link
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenzexterner Link
Homepage „survivor story“externer Link
Meldeunterlagen Stadtarchiv Bad Kissingen
Informationen Joachim Klose, Jüdisches Museum Gailingen, Mail vom 26.08.2018
Wormser Juden, Josefine Weiss geb. Zarnowitzkiexterner Link

Bildnachweise




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