Personendaten


Bamberger Friedel

Nachname
Bamberger (Ayalon)
Vorname
Friedel (Josef)
Geburtsdatum
23.06.1919
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Mendel und Rachel Bamberger geb. Winter
Geschwister: Judith verh. Wallenstein, Moses Löb (Martin), Ella Ruth verh. Dotan
Ehefrau: Ruth geb. Schüler
Kinder: Hayyim Nathan, Menachem, Shimrith, Oded

Adresse

Ludwigstraße 13 (heute 18)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

1934 emigriert nach Palästina

Sterbeort/Sterbedatum
Israel - 1996

Biografie


Josef Friedel Bamberger wurde am 23. Juni 1919 als Sohn des Zahnarztes Mendel Menachem Bamberger und dessen Frau Rachel geb. Winter in Bad Kissingen geboren. An seine Kindheit hat sich Friedel Bamberger trotz der späteren Diskriminierungen in der NS-Zeit grundsätzlich gerne erinnert: „Fast alle meine Erinnerungen an Kissingen sind schön und harmonisch. Ich liebte die Stadt, die Umgebung mit den Wäldern, in die wir jeden Sonntagnachmittag Ausflüge machten. Unsere Familie erfreute sich allgemeiner Beliebtheit, sowohl bei Juden als auch bei Nichtjuden, was auch ich als Kind spürte. Von der Volksschule an waren wir nur zwei jüdische Kinder in der Klasse, hatten aber bis zum Schluß nicht unter Antisemitismus zu leiden, im Gegenteil: Das Verhältnis zu den christlichen Mitschülern und Lehrern war immer gut und blieb es auch nach Hitlers Aufstieg. Durch die zionistische Erziehung von zuhause fühlte ich mich immer als stolzer Jude, und gerade das war ein Grund der Achtung meiner Mitschüler. Außerdem war ich ein sehr guter Schüler (auch sportlich) und half den andern gerne bei Aufgaben und Prüfungen.“ 

Josef Friedel besuchte nach der Volksschule die Kissinger Realschule. Er muss ein hervorragender Schüler gewesen sein, wie die Zensuren im Schülerakt zeigen. Er war nach Aussagen seiner Lehrer „voller Begeisterung beim naturwissenschaftlichen Unterricht“, „für Musik sehr begabt“, dabei durchaus „unruhig“ und „vorlaut“ und „liebt Raufen“.  Betont werden auch seine Offenheit, „Gewandtheit“ und „Liebenswürdigkeit“. In besonderer Erinnerung ist Friedel Bamberger die schulische Feier zum 1. Mai 1934 geblieben, denn die Feier des nationalsozialistischen Paradefeiertags nahm dank der Ironie der Geschichte für ihn eine ganz unverhoffte Wendung: „Zu Ehren des `Festes der deutschen Jugend´ fand in allen Klassen der Realschule ein Sportfest statt. Das war ausgerechnet am Samstag. Wir fragten damals den Rabbiner, ob wir trotz der Sabbatruhe daran teilnehmen sollten. Er gestattete uns dies, wenn wir die Sabbatgebote nicht überträten. Nach dem Fünfkampf wurden die Sieger im großen Turnsaal mit einem Lorbeerkranz geehrt. Plötzlich wurde mein Name aufgerufen, als Preisträger der 5. Klasse. Ich glaubte fast meinen Ohren nicht! Das war schon ein Jahr nach Hitlers Machtübernahme, und ich als Jude bekam den Lorbeerkranz beim `Fest der deutschen Jugend.'“

Die Familie Mendel Bambergers gehörte zu den wenigen Zionisten in Bad Kissingen. Die zionistische Grundhaltung bewahrte die Familie vor der verhängnisvollen Illusion, auf eine Besserung der politischen Lage zu hoffen, und begünstigte die Entscheidung, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Josef Friedel erinnert sich an den 1. April 1933: „Das war ein Samstag, der zum Boykotttag der jüdischen Geschäfte erklärt wurde. Wir wohnten in der Ludwigstraße 13 (heute Ludwigapotheke), und unter uns befand sich das Geschäft von Josef Kauders. Plötzlich hörten wir Geschrei auf der Straße, und durch die Fenster sahen wir eine Ansammlung von Nazis, die antisemitische Parolen ausriefen und die christlichen Käufer dazu überreden wollten, nicht bei dem Juden Kauders zu kaufen. Als ihnen das nicht gelang, warfen sie die Schaufenster ein.“

Bereits zwei Jahre nach dem Boykott emigrierte die gesamte Familie Bamberger nach Palästina. Als erster siedelte der damals 15-jährige Friedel Bamberger nach Palästina über. Ende September 1934 verließ er Bad Kissingen, lediglich mit zwei Koffern im Gepäck. Er hatte, obwohl er ein sehr guter Schüler war, die Realschule mit 15 Jahren vorzeitig abgebrochen, um sich auf seine Emigration vorzubereiten. Friedel Bamberger nutzte die Zeit vor seiner Abreise, um Hebräisch zu lernen und sich bei einem Bauern in Reiterswiesen für seinen landwirtschaftlichen Beruf in Palästina ausbilden zu lassen. Seine neue Heimat fand er in Sdeh Elijahu, einem religiösen Kibbuz im Beith-Shean-Tal. In Haifa heiratete er 1940 die in Frankfurt/Main geborene Ruth Schüler. Aus ihrer Ehe gingen vier Kinder hervor: Hayyim, Menachem, Shimrith und Oded.

Nach fast 50 Jahren in Israel entschloss sich Friedel Bamberger, der sich seit seiner Emigration Josef Ajalon nannte, seine Heimatstadt wieder zu besuchen. Als er aber durch die Maxstraße ging und die Synagoge nicht mehr an ihrem Platz fand, war er so bestürzt, dass er unverzüglich wieder abreiste. Doch in den darauf folgenden Jahren hat der gebürtige Kissinger bis zu seinem Tod im Jahr 1996 noch mehrmals die Kurstadt besucht und Kontakte zu alten und neuen Freunden geknüpft.

(Angaben stammen größtenteils aus: Hans Jürgen Beck. Kissingen war unsere Heimat, Stand 2017, S. 445ff)

Friedel-Bamberger-Klassenfoto-1927
Friedel Bamberger, Klassenfoto 1927, aufgenommen vor der Sakristei der Katholischen Stadtpfarrkirche
Friedel-Bamberger-mit-seiner-Familie
Friedel Bamberger mit Eltern und Geschwistern: v.l.n.r. Ella Ruth, Vater Mendel, Judith, Friedel, Mutter Rachel, Martin
Ruth-Bamberger
Friedel Bambergers Ehefrau Ruth geb. Schüler


Quellenangaben


Hans Jürgen Beck. Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 378ff
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Schülerakte Jack-Steinberger-Gymnasium
Family Tree & Gamily History at Geniexterner Link

Bildnachweise


Klassenfoto © Astrid Bürger-Häffner, Bad Kissingen
Familienfoto © Josef Ayalon
Passfotos Friedel und Ruth Bamberger © Datenbank Myheritage, Einwanderungsaufzeichnnungen Benzion Seligmann Josef Friedel Bambergerexterner Link



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