Personendaten


Kauders Alex

Nachname
Kauders
Vorname
Alex
Geburtsdatum
01.08.1921
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Josef Kauders und Käthe geb. Siedner
Schwester: Ruth verh. Popper
Ehefrau: Rita
Kinder: Eve verh. Hall und Allan

Adresse

Theresienstraße 5b (heute 10)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

März 1939 emigriert nach Buenos Aires - 1945 Einreise in die USA

Sterbeort/Sterbedatum
New Jersey - 30.06.2012

Biografie


Alex Kauders kam am 1. August 1921 als Sohn des Kaufmanns Josef Kauders und seiner Frau Käthe geb. Siedner in Bad Kissingen zur Welt. Die Familie besaß ein Geschäft in der Ludwigstraße. Zwischen 1932 und 1933 besuchte er die Kissinger Realschule. In späteren Briefen hebt er den Einsatz des Schulleiters Dr. Robert Hofmann hervor, der sich mutig für seinen inhaftierten Vater eingesetzt hatte: „Schon sehr früh wurden Juden in Bad Kissingen … in sog. ´Schutzhaft` genommen. Zunächst wurden sie im Gymnasium eingesperrt. Dr. Hofmann ließ die Türen gegen Mitternacht öffnen und erlaubte uns, unseren Familien koscheres Essen zu bringen. Wenn dies entdeckt worden wäre, so wäre er zumindest im Konzentrationslager gelandet. Auch in der Schule duldete Dr. Hofmann keine Form von Diskriminierung gegenüber Juden. Das allein schon war eine heroische Tat!“ (Brief Alex Kauders vom 22.10.1985 an H.-J. Beck).

Als die Situation für jüdische Familien immer bedrohlicher wurde, entschlossen sich die Kauders, Bad Kissingen zu verlassen. Bereits im September 1933 meldeten die Eltern Alexander und seine Schwester Ruth an der Kissinger Realschule ab, und die Familie zog nach Hamburg, in die Geburtsstadt von Josef Kauders. Allerdings kehrten die Kauders im Juni 1934 noch einmal in die Kurstadt zurück, bevor sie die Stadt endgültig verließen. Sie gingen Mitte der 1930er Jahre mit ihren beiden Kindern zunächst für ein paar Wochen nach Hindenburg in Oberschlesien, einer etwa 150 km südöstlich von Breslau gelegenen Großstadt, wo die Mutter von Käthe Kauders ein Kolonialwarengeschäft besaß. Von dort aus zog die Familie Kauders nach Hamburg, den Geburtsort von Josef Kauders, und zwei Jahre später verlegten sie ihren Wohnort nach Berlin. Alex Kauders machte dort eine Ausbildung zum Schlosser, um sich auf die ins Auge gefasste Auswanderung vorzubereiten. „Doch“, so Alex Kauders, „wir konnten die Papiere nicht bekommen.

Meine Schwester konnte nach England gehen. Und ich floh nach der Kristallnacht, gerade einmal 17 Jahre alt, im März 1939 alleine illegal nach Buenos Aires. […] Jemand hatte mir geholfen, ein Visum zu bekommen für Bolivien, aber ich fand ein Schiff für Argentinien, wo ich bis Kriegsende blieb. Als Flüchtling ohne Papiere konnte ich nicht viel arbeiten. […] Sechs Jahre lang musste ich ein ärmliches Leben führen. Meine Eltern konnten 1941 über Schweden in die USA auswandern. Sie hatten einen wohlhabenden Onkel, der mir die Papiere schickte, um nach den USA zu kommen. […] Trotz aller Katastrophen, Gefängnis, Lager und Verfolgungen sind wir am Leben geblieben - so wir können uns nicht beschweren.“ (Brief Alex Kauders vom 02.10.1986  an H.-J. Beck)  

Nach dem Krieg kam Alex Kauders als junger US-Soldat erstmals wieder zurück in seine Geburtsstadt. 1950 lernte er bei einem Skiurlaub in Kanada seine spätere Frau Rita kennen. Nachdem sie sich beim Skilaufen ein Bein gebrochen hatte, begleitete er sie zurück nach New York und heiratete sie bereits drei Wochen später. Aus der glücklichen Ehe gingen zwei Kinder hervor. In den 1990er Jahren besuchte er noch einmal mit seiner Frau und seinem Sohn Alan Bad Kissingen, was ihn sehr bewegte. In seinen Briefen zeigt sich auch nach fünf Jahrzehnten die große Verbundenheit, die er für die Saalestadt empfindet. „Trotz allem bin ich deutsch geblieben, mein ganzes Leben lang. Ich sage es nicht mit Stolz oder ohne Stolz, es ist mal so, es war meine Heimat, meine ersten Jugendeindrücke, meine Berge, meine Saale“ (Brief an Rudolf Walter vom 30. 01. 1889). Besonders die Wälder in der Umgebung Kissingens und die Bootsausflüge auf der Saale sind ihm in Erinnerung geblieben. „Als Kind bin ich mal auf der Saale auf einer Eisscholle bis zur Lindesmühle gefahren, und einer meiner unerfüllten Wünsche ist, noch einmal mit einem Kajak die Saale runter zu fahren“ (Brief an Rudolf Walter vom 15.12.1991).

Alex Kauders lebte mit seiner Familie in New Jersey, seine Frau starb 2010 und er hochbetagt im Juni 2012.

KAUDERS-Alex
1928-Ruth-&-Alex
Alex und seine Schwester Ruth

242_-Alex-Kauders-Bootsfahrt-mit-der-Familie-auf-der-Saale-Kopie
Bootsfahrt auf der Saale
418_Ruth,-Käthe-und-Alex-Kauders-Kopie
Alex Kauders mit Mutter und Schwester Ruth


                                                                                                 

     

1905-Kate Alex and Ruth 229
mit Schwester Ruth und Mutter Käthe im Gartencafe
Ruth-057
auf dem Kinderspielplatz

Auf der Eisbahn im Rosenviertel
Eislaufen auf dem Städtischen Eissee im Rosenviertel
Ruth-&-Alex

Alex , Rita Kauders and ?-Family-26
Alex and Rita Kauders mit Nachwuchs
Alex-Allan-Sandy-Evelyn
Alex mit seinen Kindern Sandy (hinten rechts), Evelyn (vorne rechts) und daneben Allen

Kauders-Family-41
Alex Kauders auf hoher See


Quellenangaben


weitgehend entnommen aus H.-J. Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 752ff) 
Datenbank Genicomexterner Link
Datenbank ancestry (Hinweis auf Heirat und Geburtsdatum)externer Link
Schülerakte Jack-Steinberger-Gymnasium
Todesanzeige von Schwiegersohn Craig D. Hall  externer Link
Genealogy Bankexterner Link
Datenbank Ancestry, New Jersey, Sterbeindex, 1901-1917externer Link

Bildnachweise


Passfoto © Datenbank Ancestry, Rio de Janeiro, Brasilien, Einwanderungskarten, 1900-1965externer Link
Familienfotos © Thomas Popper and Alex Kauders (Die Familienfotos wurden uns freundlicherweise von Thomas Popper zur Verfügung gestellt).



Zurück zur Liste