Personendaten


Kauders Käthe

Nachname
Kauders
Geburtsname
Siedner
Vorname
Käthe
Geburtsdatum
05.10.1898
Geburtsort
Hindenburg (Zaborze)
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Leopold Siedner und Henriette geb. Nebel
Geschwister: Alfred (Fritz) Ludwig, Kurt Nathan, Erna Bertha (Betty), Edith verh. Tischler, Isidor Wilhelm   
Ehemann: Josef Kauders
Kinder: Ruth verh. PopperAlex

Adresse

Theresienstraße 5b (heute 10)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

Oktober 1939 Emigration über Schweden in die USA

Sterbeort/Sterbedatum
New York - 28.12.1985

Biografie


Käthe Kauders geb. Siedner stammte aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie im oberschlesischen Zaborze, einem Stadtteil Hindenburgs. Hindenburg (heute poln. Zabrze) ist Zentrum des oberschlesischen Kohlereviers, das bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zum Deutschen Reich gehörte. In der Stadt lebten viele polnische Bergarbeiter, die in den Kohlenminen beschäftigt waren, die wohlhabende Mittel- und Oberschicht in der Stadt wurde dagegen von den Deutschen gebildet. Käthe Siedler kam hier am 5. Oktober 1898 als Tochter von Leopold Siedner und dessen Ehefrau Henriette geb. Nebel zur Welt. Sie hatte noch fünf Geschwister, von denen eine Schwester aber schon kurz nach ihrer Geburt starb. Käthes Vater führte in Hindenburg ein stattliches Warenhaus, in dem Lebensmittel, Textilwaren, Schuhe und auch Eisenwaren angeboten wurden.

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Das Warenhaus Leopold Siedner, das Käthes Vater in Hindenburg aufgebaut hatte

Käthe und ihre Geschwister besuchten das Gymnasium in Zaborze. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, musste Käthe die Schule verlassen und im Warenhaus ihrer Eltern arbeiten. 1917 ging sie nach Berlin und ließ sich in einem höheren Mädchenpensionat zur Damenschneiderin und Modistin ausbilden.

Sie lernte damals auch ihren zukünftigen Ehemann Josef Kauders kennen, der in den Sommermonaten das Textilgeschäft seiner verwitweten Tante in Bad Kissingen führte und im Winter Geschäftsführer in einem eleganten Kurzwarengeschäft in Berlin war. In einem Interview mit ihrem Enkel Allan erzählt Käthe 1982 humorvoll von ihrer ersten Begegnung. Beide waren zu einer Kaffeegesellschaft bei Ignaz Nacher, einem wohlhabenden Cousin von Käthes Vater, eingeladen. (Ignaz Nacher war Konzernchef und Mehrheitsaktionär der Engelhardt-Brauerei, des zweitgrößten deutschen Brauereikonzerns).  Zu allem Unglück setzte sich Käthe auf Josefs Melone, was ihr überaus peinlich war, worauf der junge Mann aber mit großer Gelassenheit und Höflichkeit reagierte.

Kauders-Verlobung
Kauders-Hochzeit

Beide trafen sich wohl im Sommer 1918 in Bad Kissingen und verlobten sich. Die Hochzeit fand im Oktober 1919 in Zaborze statt. Daraufhin zog das Ehepaar in Josef Kauders geräumige 5-Zimmer-Wohnung in Bad Kissingen. Hier wurden auch ihre beiden Kinder Ruth (*1920 - 2003) und Alex (*1921 - 2012) geboren, die nach der Volksschule auf die Kissinger Realschule wechselten.

Schon unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die Familie der Willkür und den Schikanen der örtlichen NS-Behörden ausgesetzt. Käthes Ehemann wurde bereits im März 1933 vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen. Die Familie, für die die Lage in Bad Kissingen zunehmend bedrohlich wurde, nahm die Kinder von der Kissinger Realschule und zog nach Hamburg. Allerdings pendelten die Kauders in den nächsten Jahren wiederholt zwischen Hindenburg, Bad Kissingen, Hamburg und Berlin. Glücklicherweise konnte die ganze Familie noch rechtzeitig der Vernichtung durch den NS-Rassenwahn entgehen. Die Tochter Ruth ging nach England, Sohn Alexander floh im März 1939 nach Argentinien und Käthe und ihrem Mann gelang es im Oktober 1939 über Schweden in die USA auszuwandern, wohin auch Alex nach dem Krieg von Buenos Aires einreisen durfte.

Käthes Mutter Henriette und ihr ältester Bruder Isidor Wilhelm konnten dagegen nicht aus Deutschland fliehen. Beide wurden im Mai 1944 in ein unbekanntes Konzentrationslager deportiert und ermordet. Isidor Wilhelm hatte im Ersten Weltkrieg an der Ostfront bei Dünaburg (heute Daugavpils in Lettland) ein Bein verloren und hoffte wohl, dass er deshalb von einer Deportation verschont bleiben würde (Informationen aus Interview Käthe Kauders, 1982 - Einträge im Koblenzer Gedenkbuch und der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer Yad Vashem sind nicht vorhanden.)

Todesanzeige-Käthe-Kauders

Käthe Kauders starb im Dezember 1985 in New York im Alter von 87 Jahren.
 

1905-Kate,-Sommerurlaub-in-den-Alpen
Sommerurlaub in den Alpen

Alex, Ruth und ihre Mutter Käthe
Käthe Kauders mit ihren Kindern Alex und Ruth

418_Ruth,-Käthe-und-Alex-Kauders-Kopie
Alex Kauders mit Mutter und Schwester Ruth
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Käthe Kauders beim Stadtbummel mit Ruth

KAUDERS-Joseph-&-Kate-&-XXX Kopie
Käte Kauders (hinten rechts), vor ihr sitzend Ehemann Josef

Käthe-und-Josef-Kauders-mit-Enkelkind
Käthe und Josef Kauders mit Enkeltochter Karin Popper


Quellenangaben


Myheritage, US Social Security Death Indexexterner Link
Datenbank Genicomexterner Link
US Holocaust Memorial Museum/Holocaust Survivors…externer Link
H-J. Beck, Kissingen war unsere Heimat, S. 603ff
Museum Miejskie W Zabrzu, Leopold Siednerexterner Link
Museum Miejskie W Zabrzu, Henriette Siednerexterner Link
Allan Kauders, Interview mit seiner Großmutter Käthe Kauders, Mai 1982

Bildnachweise


Familienfotos © Thomas Popper and Alex Kauders (Die Familienfotos wurden uns freundlicherweise von Thomas Popper, Ruth Poppers Sohn zur Verfügung gestellt).
Warenhaus Leopold Siedner © Museum Miejskie W Zabrzu, Leopold Siednerexterner Link



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