Personendaten


Lustig Irma

Nachname
Lustig
Geburtsname
Löwenthal
Vorname
Irma
Geburtsdatum
14.08.1891
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: William Löwenthal und Amanda geb. Bamberger
Geschwister: Martin, Siegfried, Ludwig
Ehemann: Sally Lustig
Kinder: Wilhelm, Anneliese

Adresse
Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

1934 emigriert in die Niederlande
1943 inhaftiert in KZ Vugt-Hertogenbosch und Westerbork
April 1944 deportiert nach Theresienstadt
Mai 1944 Auschwitz/ Juli 1944 Stutthof (Datenbank Yad Vashem gibt Ravensbrück an!)

Sterbeort/Sterbedatum
Stutthof (?) Ravensbrück - 22.10.1944

Biografie


Irma Lustig geb. Löwenthal stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie Bad Kissingens. Sie kam am 14. August 1891 in Bad Kissingen als erstes Kind des Viehhändlers William Löwenthal und seiner in Wiesenfeld bei Karlstadt geborenen Frau Amanda geb. Bamberger zur Welt.

1920 heiratete sie den aus Bad Neustadt stammenden Kaufmann Seli (Sally) Lustig und zog mit ihm in seine Heimatstadt. Im darauffolgenden Jahr kam ihr Sohn Bernhard Wilhelm in Würzburg zur Welt, und 1924 folgte Tochter Anneliese. Irmas Ehemann führte seit 1917 das von seinem Vater übernommene Bank- und Kaufhaus weiter und setzte sich als 2. Vorsitzender des 1928 gegründeten "Mittelschulvereins" zusammen mit anderen Bad Neustädter Bürgern aller Konfessionen erfolgreich für die Errichtung einer höheren Schule in der Stadt ein. Bereits ein Jahr später entstand die Private Real- und Lateinschule (das heutige Rhön-Gymnasium).  

Schon unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die Familie Lustig den Schikanen der örtlichen Nationalsozialisten ausgesetzt. im Frühjahr 1933 wurde Irmas Ehemann wegen angeblicher Steuer- und Devisenvergehen verhaftet, musste aber kurze Zeit später wieder entlassen werden, da sich die Vorwürfe als haltlos erwiesen hatten. Angesichts der bedrohlichen Situation emigrierte Familie Lustig im Oktober 1933 nach Voorburg in die NIederlande, wohin zur gleichen Zeit auch Irmas Bruder Ludwig Löwenthal floh, der bis zu diesem Zeitpunkt ein florierendes Bankgeschäft in Bad Kissingen betrieben hatte. Das Unternehmen in Bad Neustadt hatte die Familie verkauft, ihr Vermögen war beschlagnahmt worden.

Kurze Zeit später - im Frühjahr 1934 - starb Sally Lustig in einer Klinik in Den Haag. Im September 1937 ging Irma Lustig mit ihren Kindern nach Amsterdam, wo auch ihr Bruder Ludwig mit seiner Familie lebte. Ihre letzte Anschrift war Stadionweg 204.  

Nach der Invasion deutscher Truppen im Frühjahr 1940 waren die jüdischen Emigranten erneut der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ausgeliefert. Zu Irma Lustigs Deportation und Ermordung gibt es unterschiedliche Angaben. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs in Koblenz steht, dass Irma Lustig am 5. April 1944 vom Sammellager Westerbork zunächst nach Theresienstadt deportiert wurde. Einen Monat später wurde sie am 18. Mai 1944 nach Auschwitz und von dort aus am 20. Juli 1944 in das Konzentrationslager Stutthof gebracht, wo sie im Alter von 53 Jahren den Tod fand. Mit dem Datum des 22. Oktober 1944 wurde sie für tot erklärt.

In der niederländischen Datenbank „Joods Monument“ (und auch im Gedenkblatt von Yad Vashem) wird dagegen als Todesort Ravensbrück angegeben, hier wird als Zeitpunkt des Todes der 12. September 1944 genannt. Ihr Sohn Bernhard Wilhelm Lustig wurde von den Niederlanden am 25. März 1944 nach Auschwitz und von dort weiter nach Bergen-Belsen deportiert, wo er ums Leben kam und mit dem Datum des 12. April 1945, dem Tag des lokalen Waffenstillstandsabkommens zwischen Wehrmacht und den vorstoßenden britischen Truppen, für tot erklärt wurde.  

Irmas Tochter Annelies(e) überlebte als Einzige der Familie die NS-Zeit dank der mutigen Hilfsbereitschaft holländischer Widerstandskämpfer. Insgesamt 14 Familien im Untergrund nahmen sie in ihren Wohnungen auf und versteckten sie vor den Nationalsozialisten. Nach dem Krieg wanderte Anneliese nach New York aus. Sie starb im Februar 2020 mit 95 Jahren. (Einen kurzen Nachruf über die beeindruckende Persönlichkeit dieser Holocaustüberlebenden findet man in der New Yorker Zeitung "Daily Voice" vom Februar 2020externer Link.)


Quellenangaben


Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, S. 704f
Gedenkbuch Bundesarchiv Koblenzexterner Link
Yad Vashem Zentrale Datenbank…externer Link
Joods Monumentexterner Link
Gronauer, Gerhard/Berger-Dittscheid: Artikel Bad Neustadt an der Saale. In: Kraus, Wolfgang; Dittscheid, Hans-Christoph; Schneider-Ludorff, Gury, Mehr als Steine - Synagogengedenkband Bayern Unterfranken Band III/2.1, S. 636 (Hinweis von H.-J. Beck)



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