Personendaten


Neustädter Jakob

Nachname
Neustädter
Vorname
Jakob
Geburtsdatum
03.07.1921
Geburtsort
Maßbach
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Gustav und Paula Neustädter geb. Bacharach
Geschwister: Siegfried und Ernst David
Ehefrau: Rose geb. Mayer
Kinder: Gloria Jean, Miryam-Lynn, Wendy

Adresse

Promenadestraße 2

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

Juni 38 emigriert nach New York

Sterbeort/Sterbedatum
Connecticut/USA -14.04.2000

Biografie


Jakob Neustädter kam am 3. Juli 1921 als ältestes Kind von Gustav Neustädter und dessen Frau Paula geb. Bacharach im unterfränkischen Maßbach zur Welt. Bereits 1924 zog die Familie ins nahe gelegene Bad Kissingen, wo Jakobs Vater bei der dortigen Jüdischen Gemeinde als Schächter (Schochtim), Hilfskantor und Lehrer tätig war. Anfang 1939 wurde Jakobs Vater Vorsteher der jüdischen Kultusgemeinde. Die Familie lebte in Bad Kissingen zunächst in der Spitalgasse 10, dann im Jüdischen Gemeindehaus (Promenadestraße 2), das neben der damaligen Synagoge stand.

klassenfoto Volkschule 1927
Klassenfoto 1927 (Volkschule Bad Kissingen): Jakob Neustädter ist der Junge vorne links (1)

Jakob trat im April 1931 in die Kissinger Realschule ein, die er bis zur 4. Klasse im Schuljahr 1934/35 besuchte. Es war offensichtlich schon in den Anfangsjahren der NS-Diktatur schwierig für jüdische Kinder an höheren Schulen aufgenommen zu werden, wie eine der Schülerakte beigelegte Abschrift des Militärpasses des Vaters zeigt, der durch diesen Beleg seiner patriotischen Grundhaltung die Aufnahme seines Sohnes an der hiesigen Realschule unterstützen wollte. Die Schulakten attestieren Jakob Begabung, seine Klassenlehrer charakterisieren ihn als „ausgesprochene Gefühlsnatur“ und „pfiffig“. Die angesprochene „Ängstlichkeit“ und „Nervosität“ lassen sich vielleicht auch aus dem zunehmenden Antisemitismus erklären, dem jüdische Schüler als ausgegrenzte Minderheit ausgesetzt waren. Im Mai 1935 verzog Jakob Neustädter nach Fulda, kehrte aber im März 1936 nach Bad Kissingen zurück.

Als die Situation in Deutschland immer prekärer wurde, entschloss sich der inzwischen fast 17-Jährige zur Emigration. Im Juni 1938 emigrierte er an Bord des Schiffes „SS President Harding“ in die Vereinigten Staaten und erreichte am 2. Juli New York. Auch seinem Bruder Siegfried gelang im Januar 1938 die Flucht aus Deutschland in die Schweiz, von wo aus er 1946 nach Palästina auswanderte. Ihre Eltern und ihr jüngerer Bruder Ernst David wurden im April 1942 von Bad Kissingen nach Krasniczyn deportiert und kurze Zeit später in der Umgebung von Lublin ermordet.

Jakob Neustädter, der sich nach seiner Emigration Jack Neustaedter nannte, schrieb sich am 10. Dezember 1943 bei der US Army ein. Am 15. Oktober 1944 heiratete er Rosel (Rose) Mayer in Bridgeport Connecticut, mit der er drei gemeinsame Kinder hatte: Gloria Jean (*1946) , Miryam-Lynn (*1950) und Wendy (*1961). Jakob Neustädter besaß zumindest zeitweise eine Juweliergeschäft in Norwall/Connecticut (Werbeanzeige auf der Datenbank Ancestry)externer Link. Auch sein Bruder Siegfried lebte seit 1957 mit seiner Familie in Connecticut. Jakobs Ehefrau Rose starb 1997, Jakob überlebte sie noch um drei Jahre und starb am 14. April 2000 in Connecticut.

396_Jakob-Neustädter-mit-dem-Fahrrad,-1933
Jakob Neustädter mit dem Fahrrad, 1933


Quellenangaben


US Holocaust Memorial Museum/Holocaust Survivors…externer Link
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 547ff
Datenbank Ancestryexterner Link
Schularchiv Jack-Steinberger-Gymnasiums
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen

Bildnachweise


Porträtfoto © Datenbank Ancestryexterner Link
Klassenfoto © Archiv Josef Bötsch
Jakob Neustädter mit Fahrrad © David Neustädter



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