Siegfried Neustädter kam am 20. März 1923 als zweites Kind von Gustav Neustädter und dessen Frau Paula geb. Bacharach in Maßbach zur Welt. Seit 1924 lebte die Familie in Bad Kissingen, zunächst in der Spitalgasse 10, dann im Jüdischen Gemeindehaus (Promenadestraße 2), das neben der damaligen Synagoge stand. Sein Vater war in der Kurstadt Schächter (Schochtim), Hilfskantor und Lehrer der jüdischen Gemeinde. Im Dezember 1927 gründete er in Nürnberg den „Schochtimverband Bayern“, dessen Vorsitzender er auch wurde. Anfang 1939 wurde Siegfrieds Vater Vorsteher der jüdischen Kultusgemeinde.

Nach der Schule machte Siegfried in Nürnberg eine Ausbildung für das Schumacherhandwerk und arbeitete anschließend (ab Oktober 1937) kurzfristig  in der Schuhmacherwerkstatt Nathan Liebsters in Aschaffenburg, bevor er im April 1938 wieder nach Bad Kissingen zurückging. Nach der bedrohlichen Verschärfung der Lage seit der Pogromnacht 1938, in der Siegfrieds Vater für einige Tage in „Schutzhaft“ genommen wurde, gelang es den beiden Söhnen Jakob und Siegfried Deutschland zu verlassen. Jakob emigrierte in die USA und Siegfried floh im Januar 1939 in die Schweiz, wo er bis zu seiner Ausreise nach Palästina im Jahr 1946 in einem Heim lebte.

Seine Eltern, Gustav und Paula Neustädter, und sein jüngster Bruder Ernst David wurden im April 1942 von Bad Kissingen nach Krasniczyn deportiert und kurze Zeit später in der Umgebung von Lublin ermordet.

In Palästina heiratete Siegfried Neustädter die aus Mannheim stammende Ruth Bertha Dreyfuss, mit der er fünf Kinder hatte, von denen eines bereits wenige Wochen nach der Geburt und ein anderes im Alter von acht Jahren verstarb. 1957 zog die Familie in die USA und lebte in Derby in Connecticut, wo die Kinder Ester (1961 - 1969), Judith verh. Bitton (1963) geboren wurden. Siegfried Neustädter starb am 29. Juli 1968 in Derby im Alter von nur 45 Jahren. Seine Familie kehrte später wieder nach Israel zurück. Siegfried Neustädters Ehefrau Ruth überlebte ihren Mann um 30 Jahre, Sie starb im Mai 1998 in Yokne’am Illit in Nordisrael.