Personendaten


Scher Noah

Nachname
Scher
Vorname
Noah
Geburtsdatum
03.01.1870
Geburtsort
unsicher: Swiencany oder Malaty/Wilna (Russland)
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Abraham Scher und Dobbe geb.Cikinsky
Ehefrau: Fanny Lea geb. Zekinsky
Kinder: Max (Samuel), Klara (Chaja), Anna (Channa Eichle verh. Berditschewsky), Salomon Moses

Adresse

Salinenstraße 40

Beruf/Ämter
Perückenmacher, Fischer, Partiewarenhändler
Emigration/Deportation
Sterbeort/Sterbedatum
Bad Kissingen - 1935

Biografie


Noah Scher stammte aus der litauischen Metzgerfamilie von Abraham und Dobbe Scher. Über den Geburtsort und das Geburtsdatum finden sich unterschiedliche Angaben: Mal wird Swienciany (eine nördlich von Vilnius gelegene Stadt, die damals zum russischen Zarenreich gehörte, als Geburtsort genannt, mal begegnet in den Akten Malaty (Moletai), das 60 km westlich von Swienciany liegt, als Geburtsort. Auch beim Geburtsjahr schwanken die Angaben zwischen 1867, 1868 und 1870.

Noah Scher erlernte den Beruf des Perückenmachers, arbeitete aber auch eine Zeitlang als Fischer. 1892 heiratete er Fanny Lea Zekinsky (1879-1930), die 1879 als Tochter des Lehrers Moses (Pesach) Zekinsky und seiner Frau Zirl Mosel in Swienciany zur Welt kam. In Swienciany wurden auch die ersten drei ihrer vier Kinder geboren: Max (Samuel) (*1893), Klara (Chaja) (*1894) und Anna (Channa Eichle) (*1896). Ende 1899 entschlossen sich die Schers, ihre Heimat zu verlassen und gemeinsam nach Würzburg zu übersiedeln. 1903 kam dort dann der jüngste Sohn Salomon (Moses) zur Welt, der später die Oberrealschule (das heutige Röntgen-Gymnasium) besuchte.

Im selben Jahr eröffneten die Schers in Bad Kissingen auch ein Saisonhandelsgeschäft mit Partiesachen, also ausgemusterten Waren, die zu stark reduzierten Preisen angeboten wurden. Amtlich gemeldet war die Familie Scher allerdings erst seit Ende Mai 1907 in der Saalestadt. Während des Sommers lebten die Schers in Bad Kissingen, im Winter in Würzburg, wo Noah Scher 1905 einen Bazar mit „Luxus-Galanteriewaren und Partiewaren“ in der Schönbornstraße 7 eröffnete. Zusätzlich besuchte er offenbar Märkte und Messen, um seine Waren zu verkaufen. 1910 erhielt Noah Scher die bayerische Staatsangehörigkeit und Heimatrecht in Würzburg, das die Schers aber 1916 wohl aus wirtschaftlichen Gründen verließen, und ganz nach Bad Kissingen zogen, wo sie bis Anfang April 1935 in der Salinenstraße 40 wohnten.

Noah Schers Ehefrau Fanny starb bereits 1930 in Würzburg, worauf ihr Mann mit seiner Tochter Klara das Geschäft in Bad Kissingen alleine weiterführte, bis ihnen 1935 Wohnung und Laden gekündigt wurden. „[W]ir packten deshalb“, so Klara Scher, „unseren Hausrat und die im Geschäft noch vorhandenen Waren zusammen und zogen nach Berlin zu meinem Bruder, der dort verheiratet war. Wir konnten uns aber nur 10 Wochen in Berlin aufhalten, da erstens unsere Mittel zu Ende gingen und zweitens mein Vater vor Heimweh nach Bad-Kissingen nicht mehr in Berlin bleiben konnte. Wir kehrten deshalb wieder nach Bad Kissingen zurück, durften aber unser Geschäft nicht wieder eröffnen und lagerten deshalb unsere Waren und einen großen Teil unseres Hausrats, den wir in der neuen kleinen Wohnung nicht unterbringen konnten, in zwei gemieteten Räumen ein“ (Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen). Aus finanzieller Not sahen sich Vater und Tochter nach ihrer Rückkehr gezwungen, die entbehrlichen Möbel nach und nach zu verkaufen, um sich so mehr schlecht als recht über Wasser halten zu können.

Vier Monate nach der Rückkehr aus Berlin starb Noah Scher.


Quellenangaben


Ausführungen weitgehend übernommen aus: H.-J. Beck, Kissingen war unsere Heimat, S.
Meldeunterlagen der Stadt Bad Kissingen
Biographische Datenbank Jüdisches Bad Kissingenexterner Link
 



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