Personendaten


Kugelmann Felix

Nachname
Kugelmann
Vorname
Felix
Geburtsdatum
10.01.1883
Geburtsort
Bad Kissingen
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Heinrich Kugelmann und Sara geb. Leuthold
Geschwister: Flora verh. Pappenheimer, Minna verh. Maschke, Emma verh. Reichenbach
Ehefrau: Alice Plaut
Kinder: HeinrichHerbert

Adresse

zunächst Villa Paula Promenadestraße 22  - später Hotel Herzfeld Maxstraße 9 (jeweils heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Möbelfabrikant - später Porzellan- und Antiquitätenhändler in Beverly Hills
Emigration/Deportation

emigriert über die Dominikanische Republik im September 1940 in die USA

Sterbeort/Sterbedatum
Beverly Hills - 01.04.1961

Biografie


Felix Kugelmann stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie, die bereits Ende des 17. Jahrhunderts in Kissingen lebte. Er erblickte am 10. Januar 1883 als Sohn des Antiquariats- und Kunsthändlers Heinrich Kugelmann und dessen Frau Sara geb. Leuthold das Licht der Welt.

Felix besuchte seit 1893 die Kissinger Realschule, die er im Juli 1899 erfolgreich abschloss. Seit dem Ersten Weltkrieg leitete Felix Kugelmann die Möbelfirma „Kugelmann und Pappenheimer“. Das 1878 gegründete Unternehmen lieferte seine Möbel, deren Palette von reich geschnitzten Renaissancemöbeln bis zu französischen Stilmöbeln reichte, auch ins Ausland und beschäftigte in seinen Glanzzeiten zehn Gesellen und sechs eigene Holzbildhauer. Der Kissinger Möbelfabrikant heiratete Alice Plaut aus Hildesheim und lebte zunächst in der "Villa Paula" in der Promenadestraße. Am 7. November 1911 wurde der Sohn Heinrich Kugelmann geboren, es folgte dreieinhalb Jahre später am 23. April 1915 der zweite Sohn Herbert Kugelmann. Nach der Geburt der beiden Söhne erwarb die Familie Kugelmann im Jahr 1921 das Hotel Herzfeld, den heutigen Bayerischen Hof, in der Maxstraße 4 (heute Maxstraße 9) und zog dorthin um. Felix Kugelmann ließ das frühere Hotel für seine Zwecke aufwändig umbauen und modernisieren und richtete im Erdgeschoss einen wunderschönen Ausstellungsraum für Stilmöbel ein.

In den 1930er-Jahren hielt sich Felix Kugelmann während der Wintermonate häufig in seinem Filialgeschäft in Wiesbaden auf und während der Sommersaison in Bad Kissingen. Während der NS-Zeit sah sich Familie Kugelmann zunehmend den Anfeindungen und Gewaltaktionen der Nationalsozialisten ausgesetzt. 1937 wurden Steine in Garten und Fenster der Kugelmanns geworfen, und nach der Pogromnacht lebten sie unter ständiger Gefahr, so dass Felix und Alice Kugelmann unabgemeldet nach Wiesbaden verzogen und den Entschluss zur Auswanderung fassten. Ende 1938/Anfang 1939 versuchten sie deshalb das Haus in der Maxstraße zu verkaufen. Aus den Wiedergutmachungsakten der Nachkriegszeit wird ersichtlich, mit welch skrupellosen Methoden von der lokalen NS-Führungsriege die Arisierung jüdischer Häuser und Geschäfte betrieben wurde. Zunächst hatte Felix Kugelmann einen Käufer gefunden, der ihm für das Anwesen immerhin 75 000 Mark geboten hatte, doch das Kreiswirtschaftsamt der NSDAP befand den Kaufpreis für zu hoch und genehmigte den Verkauf nicht, auch nicht als beide Vertragspartner bereit waren, die Kaufsumme auf  55 000 Mark herunterzusetzen. Kurze Zeit später kam ein Anruf vom Bad Kissinger Filialleiter der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank Josef Sellmaier, der gleichzeitig auch stellvertretender Kreiswirtschaftsberater der Bad Kissinger NSDAP war und ihnen ein Käufer präsentierte, der die Immobilie zum Preis von 44 000 RM kaufen würde, der vom Kreiswirtschaftamt genehmigt sei. Unter dem Druck der Verhältnisse blieb Kugelmann nichts anderes übrig, als zu diesen Konditionen zu verkaufen. Felix und Alice Kugelmann fuhren im Mai 1939 zur Vertragsunterzeichnung mit dem Berliner Käufer Dr. Mertens nach Bad Kissingen. Auf dem notariell vorbereiteten Vertrag stand allerdings nur 40 300 RM als Kaufpreis.  Man signalisierte unverfroren, dass keine Vereinbarung erfolgen werde, wenn der Preis von ihnen nicht akzeptiert würde. Von diesem Kaufpreis wurden noch ca. 18 000 RM zur Begleichung von Hypotheken abgezogen, und auch über den Rest konnte Kugelmann nur teilweise verfügen. Letztlich bekam er nur knapp 4000 Mark für das stattliche Anwesen, das sich - nach Zeugenaussagen im Wiedergutmachungsverfahren -  1939 in tadellosem Zustand befand. Kugelmanns standen unter Druck und unterzeichneten, da sie die Chance, nach San Domingo auszuwandern, nicht verstreichen lassen wollten.  

Ihr Sohn Heinrich, der bereits in die USA emigriert war, hatte im Frühjahr 1939, als mit dem Einmarsch Hitlers in die Tschechoslowakei die expansive Phase der NS-Außenpolitik begann, seine Eltern eindringlich aufgefordert, Deutschland zu verlassen. Er organisierte für sie die Einwanderung in die Dominikanische Republik. Von dort aus reisten sie im September 1940 in die USA ein.

Das Anwesen Maxstraße 1, das Felix Kugelmann (und seine Schwestern) von ihren Eltern geerbt hatten, wurde 1943 vom NS-Staat eingezogen. Die 11. Verordnung zum Reichbürgergesetz externer Linkvom November 1941 schuf die formale Legitimation, um Felix Kugelmann die deutsche Staatsbürgerschaft abzuerkennen und ihm seinen Besitz zu entziehen.

Felix Kugelmann und die ebenfalls erbberechtigte Nichte Ina Sprinz geb. Pappenheimer konnten in einem Wiedergutmachungsverfahren im Juli 1950 die Rückerstattung dieser Immobilie durchsetzen. Das wesentlich attraktivere Anwesen Maxstraße 4 blieb nach einem Vergleich vom September 1951 beim neuen Besitzer, der als Ausgleich 30 000 DM an Kugelmann und darüber hinaus dessen Anwaltskosten zahlen musste.

Felix Kugelmann baute mit seinem Sohn Heinrich in Kalifornien ein Antiquitätengeschäft auf, später eröffneten sie in Beverly Hills ein Porzellangeschäft. Felix Kugelmann starb im April 1961 in Amerika, seine Frau Alice lebte noch bis 1981.

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Felix Kugelmann und seine Ehefrau Alice geb. Plaut
                                         
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Quellenangaben


H.J. Beck, Kissingen war unsere Heimat, S. 533ff, Ausgabe 2017
Schülerakte Jack-Steinberger-Gymnasium
US Holcaust Memorial Museum/Holocaust Survivors…externer Link
Meldeunterlagen Stadt Bad Kissingen
StAW Gestapo 5303, Kugelmann Felix
Datenbank Ancestry, Kalifornien, Bewerbung um Einbürgerung, 1843-1999externer Link
Datenbank Familysearch, California Death Index 1940 - 1997externer Link
StAWü WB IV A 1978 Kugelmann Felix und Alice, 1979 Kugelmann Felix und Alice, 1980 Felix Kugelmann und Ina Sprinz

Bildnachweise


Porträtfoto: © Datenbank Ancestry, Kalifornien, Bewerbung um Einbürgerung, 1843-1999externer Link
Felix Kugelmann und Ehefrau Alice  © Herbert Cordier
Werbeanzeige Kissinger Adressbuch 1925/27 © Stadtarchiv Bad Kissingen



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