Personendaten


Steinberger Bertha

Nachname
Steinberger
Geburtsname
May
Vorname
Bertha
Geburtsdatum
18.10.1892
Geburtsort
Nürnberg
Weitere Familienmitglieder

Eltern: Moritz May und Rosa May geb. Rosenstein
Geschwister: Meta verh. Steinberger, Siegmund May
Ehemann: Ludwig Steinberger
Kinder: Herbert, Hans Jakob (Jack) und Rudolph

Adresse

Promenadestraße 2 (heutige Zählung)

Beruf/Ämter
Emigration/Deportation

Mai 1937 emigriert in die USA

Sterbeort/Sterbedatum
Moorestown/USA - Januar 1973

Biografie


Bertha May erblickte 1892 in Nürnberg als erstgeborene Tochter des Hopfenhändlers Moritz May (1864-1926) und dessen Frau Rosa Rosenstein (1864 in Schwabach geboren) das Licht der Welt.

Bertha May besuchte zunächst ein Gymnasium in München und studierte dann Französisch und Englisch an der dortigen Universität, was in der damaligen Zeit für eine Frau äußerst ungewöhnlich war. Mit 18 Jahren ging sie für ein Jahr zu Sprachstudien nach England, später verbrachte sie auch noch ein Jahr in Frankreich, um ihre Französischkenntnisse zu vertiefen. Den Beruf einer Lehrerin übte sie allerdings nie an einer Schule aus. Sie gab nach ihrer Hochzeit lediglich in ihrer Wohnung im Jüdischen Gemeindehaus privaten Sprachunterricht vor allem für Kurgäste und besserte so das Einkommen der Familie auf.

1919 heiratete Bertha den aus Schonungen stammenden Ludwig Steinberger, der in Bad Kissingen als jüdischer Kantor und Religionslehrer tätig war, und zog nach der Hochzeit in die Kurstadt. Ludwig und Berta Steinberger hatten drei Kinder: Der älteste Sohn Herbert wurde 1920 in Bad Kissingen geboren, es folgten im Mai 1921 Hans Jakob (Jack) und im Mai 1924 Rudolph.

Jack Steinberger beschreibt seine Mutter als „ungewöhnlich intelligent und freundlich in ihrer Art, aber auch kritisch und mit der Neigung, Dinge zu sagen, die manchmal nicht so gut ankamen“. Das Leben seiner Familie bezeichnet er im Rückblick als „sorglos, aber nicht luxuriös“. Allerdings änderte sich die Situation für jüdische Bürger nach Hitlers Machtübernahme 1933 dramatisch, der Antisemitismus war nun auch für die Steinberger-Familie zunehmend zu spüren.

Und so entschloss sich das Ehepaar Steinberger 1934 schweren Herzens, die beiden ältesten Söhne mit einem Kindertransport nach Amerika zu schicken, wo sie durch die Vermittlung einer karitativen jüdischen Hilfsorganisation von Pflegeeltern betreut werden sollten. Die Eltern blieben mit dem jüngsten Sohn Rudolph noch in Bad Kissingen, denn die Steinbergers betreuten nach dem frühen Tod Moritz Mays Berta Steinbergers kranke, pflegebedürftige Mutter in ihrer Wohnung in Bad Kissingen. Doch als sich die politische Situation immer mehr zuspitzte und Rosa May im August 1936 gestorben war, entschlossen sich die Steinbergers in die USA auszuwandern. Eine große Hilfe war ihnen dabei Barnett Faroll, Jacks Pflegevater, der die nötigen amerikanischen Einreisevisa besorgt hatte. Am 14. Mai 1937 erreichten sie auf der „S. S. Manhattan“ den Hafen von New York.

Seit 1938 lebte die Familie wieder vollständig in Chicago zusammen. Die Eltern hatten mit finanzieller Unterstützung von Barnott Faroll einen kleinen Delikatessenladen erworben, dessen Einkünfte nur ein sehr kärgliches Leben gestatteten. „Rudi und ich“, so Jack Steinberger im Rückblick auf diese Zeit, „halfen abends und am Wochenende im Geschäft. Mutter, deren Englisch besser war, kümmerte sich um den Laden, Vater half bei allen anderen Dingen, er hielt alles in Ordnung und lieferte auf seinem Fahrrad die Lebensmittel aus. Wir waren als Kaufleute nicht sonderlich begabt und die Zeiten waren hart, es herrschte eine Wirtschaftskrise, aber mit der Unterstützung vieler Leute aus der Gemeinde vor Ort schafften wir es, uns in einfachen Verhältnissen durchzuschlagen.“  Aber trotz aller Bemühungen lief der Laden nicht sonderlich gut. Auch die Verlegung ihres Geschäfts in die Irving Park Road brachte nicht den gewünschten Erfolg. Als das Ehepaar Steinberger etwas Geld als Wiedergutmachung vom deutschen Staat erhielt, setzten sich Ludwig und Bertha Steinberger 1952 zur Ruhe und zogen nach New York City.

Am 17. Juni 1957 starb Berthas Ehemann Ludwig im Alter von 83 Jahren, sie überlebte ihn um 16 Jahre und starb 1973 im Alter von 80 Jahren in Moorestown.

ludwig-und-bertha
Bertha Steinberger mit ihrem Ehemann Ludwig


Quellenangaben


Auszug  aus: Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S.813ff

Bildnachweise


© Jack Steinberger



Zurück zur Liste