Personendaten
Popper Ruth
Eltern: Josef und Käthe Kauders geb. Siedner
Bruder: Alex
Ehemänner: Heinz Weissenstein, Leopold Popper
Kinder: Herbert Franklin Weissenstein, Karin Popper-Herbert, Lenora Yarisal, Evelyn
Theresienstraße 5b (heute 10)
emigriert nach England
Biografie
Ruth Popper geb. Kauders kam am 15. September 1920 als erstes Kind des Kaufmanns Josef Kauders und seiner Frau Käthe geb. Siedner in Bad Kissingen zur Welt. Die Familie besaß ein Geschäft in der Ludwigstraße. Zwischen April 1931 und September 1933 besuchte sie die Kissinger Realschule.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sah sich die Familie zunehmend der Willkür der NS-Behörden ausgesetzt. Ruths Vater Josef Kauders wurde bereits am 17. März 1933 zusammen mit sieben weiteren Kissinger Juden vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen. Ruth Popper erinnert sich an die Verhaftung ihres Vaters: „Es ist wie ein Alptraum, wenn ich zurückdenke. Ich war 13 Jahre alt, und am 17. März kam ein junger Bursche in Uniform in unser Geschäft und sagte zu meinem Vater: ´Sie sind verhaftet, ohne Grund, nur weil Sie Jude sind!´ Ich war wie aus allen Wolken: Mein Vater im Gefängnis! Man hatte viele jüdische Männer zuerst in den Fahrradkeller der Schule gebracht, dann ins Gefängnis.“ (Persönliche Mitteilung Ruth Popper, Genf, Brief an Hans-Jürgen Beck vom 30.9.1985). In späteren Briefen hebt sie - wie ihr jüngerer Bruder Alex den Einsatz des Schulleiters Dr. Robert Hofmann hervor, der sich mutig für seinen inhaftierten Vater eingesetzt hatte: „Mein Vater war Diabetiker, und unter eigener Lebensgefahr übernahm es Herr Direktor Hofmann, daß ich meinem Vater zu essen brachte. Es war der einzige Mensch, der mir Vertrauen gab in einer Welt, die für mich zusammenbrach!“ (Ebd.)
Als die Situation für jüdische Familien immer bedrohlicher wurde, entschlossen sich die Kauders, Bad Kissingen zu verlassen. Bereits im September 1933 meldeten die Eltern Alexander und seine Schwester Ruth an der Kissinger Realschule ab und die Familie zog nach Hamburg, der Geburtsstadt von Josef Kauders. Allerdings kehrten die Kauders im Juni 1934 noch einmal in die Kurstadt zurück, bevor sie die Stadt endgültig verließen. Sie gingen mit ihren beiden Kindern zunächst für ein paar Wochen nach Hindenburg in Oberschlesien, einer etwa 150 km südöstlich von Breslau gelegenen Großstadt, wo die Mutter von Frau Kauders ein Kolonialwarengeschäft besaß, das ihr verstorbener Mann aufgebaut hatte. Von dort aus zog die Familie Kauders nach Hamburg, dem Geburtsort von Josef Kauders, und zwei Jahre später verlegten sie ihren Wohnort nach Berlin.Ruth Kauders konnte nach England fliehen. Sie heiratete den aus Holzminden stammenden Bankier und Fotografen Heinz H. Weissenstein, mit dem sie den gemeinsamen Sohn Herbert Franklin hatte. Die Ehe wurde später geschieden und Ruth heiratete den aus Wien stammenden Diamantenhändler Leopold Popper (1904-1983). Aus dieser Ehe stammen fünf Kinder. 1998 besuchte Ruth Popper mit ihrem Sohn Thomas noch einmal ihre Geburtsstadt und traf sich mit Bad Kissinger Bekannten. Sie starb im Mai 2003 in Genf im Alter von 82 Jahren.
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Quellenangaben
Hans-Jürgen Beck, Kissingen war unsere Heimat, Stand April 2017, S. 751ff
Persönliche Mitteilung Ruth Popper, Genf, Brief an Hans-Jürgen Beck vom 30.9.1985
US Holocaust Memorial Museum/Holocaust Survivors…
Datenbank Genicom (Untermenü zu MyHeritage family trees!)
Datenbank Myheritage
Schülerakte Jack-Steinberger-Gymnasiums
Bildnachweise
Porträtfoto © Datenbank Genicom
Familienfoto © Thomas and Alex Kauders (Die Familienfotos wurden uns freundlicherweise von Thomas Popper, Ruth Poppers Sohn, zur Verfügung gestellt).
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